Künstliche Intelligenz und die (möglichen) Schattenseiten
Kaum etwas dominiert die Schlagzeilen so sehr wie das Thema künstliche Intelligenz. Im Business- wie im privaten Kontext. OpenAI hat mit seinem Aushängeschild ChatGPT eine Lawine losgetreten. Nun liefern sich jegliche Tech-Giganten ein Wettrennen um immer leistungsfähigere KIs. Kein Wunder, denn Künstliche Intelligenz ist jetzt schon zu Verblüffendem fähig. Doch wohin geht die Reise? Wir fassen zusammen und ordnen ein.
Nahezu unbegrenzte Möglichkeiten
ChatGPT kann eine ganze Menge. Mit dem Ende März erschienenen Update GPT-4 ist das Leistungsportfolio nochmal kräftig erweitert worden. Schon der Vorgänger GPT-3.5 konnte massenweise Informationen ausspucken, seitenlange Texte schreiben, Matheaufgaben lösen und vieles mehr. Die neuere Version löst diese Aufgaben zuverlässiger – und dazu noch eine Menge neuer Aufgaben: Sie kann Bilder auswerten, Humor verstehen und besteht angesehene Examen amerikanischer Universitäten sowie das bayerische Abitur mit Bravour. Dabei ist ChatGPT nur ein Beispiel: Bing AI, YouChat und Co. bringen ähnliche Fähigkeiten mit.
Auch in anderen Bereichen sorgt KI für Wirbel. In der Musik zum Beispiel: im April 2023 „erschien“ ein Song von The Weekend und Drake, der auf TikTok viral gegangen ist. Dass dieser mit einer KI erstellt wurde, hat kaum einer erkannt und musste durch das Label der Künstler klargestellt werden. Die KI imitierte die Stimmen der Künstler, was für ein täuschend echtes Ergebnis sorgte. Und auch im Bereich der Bildbearbeitung ist künstliche Intelligenz in der Lage, uns „hinter’s Licht zu führen“: In den sozialen Netzwerken erregte ein Foto des Papstes mit einer hippen Daunenjacke Aufsehen. Auch dieses wurde mit einer KI erstellt. Vergleichbare Fälle gab es darüber hinaus auch im politischen Kontext.
Im Bereich der Bildbearbeitung hat OpenAi sein eigenes Flaggschiff, das auf den Namen Dall E hört. Ein Satz, z.B. „a cat driving a ferrari“, reicht und man erhält genau diesen Satz als Bild.
Chance oder Gefahr? Oder beides?
Die Fähigkeiten der KI, die vor drei Jahren die meisten Laien wohl noch für unmöglich gehalten hätten, sind unbestritten. Damit gehen viele Chancen einher. Leider aber nicht nur; es kommen auch kritische Fragen auf.
Besonders präsent ist das Thema im Bereich Bildung: ChatGPT ist in der Lage, z. B. wesentliche Leistungen von Schüler:innen und Studierenden zu übernehmen, für die diese benotet werden. Hausarbeiten als Prüfungsleistungen werden somit fast witzlos. Eine mögliche Lösung kommt von OpenAI selbst: Der AI Classifier soll KI-Texte von menschlichen Texten unterscheiden. Aktuell ist er allerdings noch zu wenig zuverlässig, um in der Praxis eingesetzt zu werden.
Dies ist nur eines von vielen Beispielen: Fake-News oder Missbrauch durch Propaganda sind weitere. Ebenso stellt Datenschutz eine große Problematik dar. Nicht nur im Bereich der personenbezogenen Daten. Die KI lernt mit den Daten, mit denen sie „gefüttert“ wird. Daher gehen Unternehmen – z.B. Apple – dazu über, ihren Mitarbeitenden die Nutzung von ChatGPT zu verbieten. Zu groß ist die Sorge, Unternehmensinterna könnten nach Außen gelangen. Und über allem schwebt die Ungewissheit, wie sich künstliche Intelligenz weiterentwickelt. Wird diese eines Tages so stark sein, dass sie menschliche Berufe übernimmt? Sehr wahrscheinlich ja. Oder vielleicht sogar so stark, dass sie die Kontrolle übernimmt und den Menschen als unterlegene Spezies ansieht? Auch das halten Expert:innen für möglich. Unter anderem deshalb fordern mehrere Tech-Größen – darunter Elon Musk – einen Entwicklungsstopp für Künstliche Intelligenz. Unser Fazit: Chance und Gefahr – je nachdem, was wir Menschen draus machen.
Fest steht eines: Künstliche Intelligenz wird in den kommenden Jahren vieles verändern. Umso wichtiger ist es, diese Entwicklung nicht zu verpassen.