Der Arbeitsmarkt im Wandel

Heute sieht sich die Arbeitswelt vielen neuen Herausforderungen gegenüber. Welche das sind, und warum sie bestehen, klären wir im nachfolgenden Beitrag.
Im Interview mit Edith Gehnert, Global HR Director, eines großen deutschen Unternehmens im Prüfdienstleistungssektor, haben wir in diesem Zusammenhang spannende Insights bezüglich des Arbeitsmarkts, Recruiting sowie Mitarbeiterbindung diskutiert. Dieser Beitrag ist der erste Teil einer Blogbeitragsreihe.
Eine der großen Herausforderung des aktuellen Arbeitsmarktes ist der Fachkräftemangel. Von dem Begriff haben wir alle schon gehört, aber ab wann kann man von einem Fachkräftemangel sprechen? Was sind Ursachen? Und welche Veränderung brachte überhaupt die Pandemie mit sich?
Grundsätzlich spricht man von einem Fachkräftemangel, wenn Unternehmen offene Stellen über einen längeren Zeitraum nicht mehr ausreichend mit qualifizierten Bewerber:innen besetzen können. Betroffene Branchen sind beispielsweise Pflegeberufe wie die Alten- und Krankenpflege oder Berufe im MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) – und Handwerksbereich.
Global HR Director Edith Gehnert bestätigt im Interview:
Der Fachkräftemangel ist überall zu spüren, und Stellen können teilweise über Monate nicht besetzt werden. Gerade in Deutschland. Jedoch ist das auch länderspezifisch.

Vor allem die Marktsättigung und der fehlende Nachwuchs spielen dabei eine zentrale Rolle. Die benötigten Leute wechseln in andere Unternehmen, aber es fehlt an Nachwuchs, um diese Stellen zu besetzen. Als Folge können u.a. Ausbildungsstellen nicht mehr besetzt werden. Aber warum existieren Probleme wie diese eigentlich? Die folgenden Gründe geben darüber Aufschluss:
1. Der demografische Wandel
Die Bevölkerung in Deutschland wird zunehmend älter, und geburtenstarke Jahrgänge gehen in Rente. In Konsequenz können die erfahrenen Fachkräfte nicht schnell genug ersetzt werden und Arbeitskräfte fehlen. Negativ wirkt sich zusätzlich die niedrige Geburtenrate in Deutschland aus. Eine Möglichkeit, um dem Mangel an Arbeitskräften entgegenzuwirken, ist Zuwanderung. Allerdings reicht diese zurzeit nicht aus und müsste politisch noch stärker in den Arbeitsmarkt integriert werden.
2. Das frühe Rentenalter
Es gehen nicht nur viele Fachkräfte durch den demografischen Wandel in den Ruhestand, sondern in vielen Fällen früher. Das Renteneintrittsalter liegt oft bei 64,
Abzüge werden in Kauf genommen oder ausreichende Rücklagen sind vorhanden. Damit liegt der Wert bereits unter der festgelegten Regelaltersgrenze von 67 Jahren. Entsprechend wirkt sich das auch auf die Anzahl der Fachkräfte aus.
3. Geringere Besetzung von Berufsausbildungsplätzen
Nach abgeschlossenem Abitur zieht es viele junge Menschen in ein Studium. Da hier die Eintrittshürden in den letzten Jahrzehnten stark abgebaut wurden. In der Folge des demografischen Wandels werden somit weniger Berufsausbildungen angetreten. Die Auswirkung auf den Arbeitsmarkt: viele Ausbildungsplätze können nicht besetzt werden, das merkt im Besonderen z.B. das Handwerk.
Der Arbeitsmarkt hat sich jedoch nicht nur in Bezug auf den Fachkräftemangel verändert, denn gerade in jüngster Pandemiezeit ist der Aspekt der Digitalisierung weiter in den Fokus gerückt. Meetings über Teams, Zoom oder Skype sind nicht mehr wegzudenken und Prozesse zunehmend digitaler geworden. Die Pandemie brachte einige positive Aspekte hervor, die laut HR-Expertin Edith Gehnert beibehalten werden sollten:
Die neu gewonnene Flexibilität sollte beibehalten werden. Corona ist der beste Beweis, dass mobiles oder hybrides Arbeiten einwandfrei funktioniert. – Edith Gehnert, Global HR Director
Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt durch Fachkräftemangel und Corona-Pandemie sind nicht aufzuhalten und werden weiterhin passieren. Dazu gehört auch der Wandel vom Arbeitgeber- zum Arbeitnehmermarkt. Eine Entwicklung, die sich durch den Fachkräftemangel noch verstärken wird.
In unserem nächsten Blogbeitrag beantworten wir die Frage, wie es trotz des beschriebenen Wandels gelingen kann, Mitarbeitende effektiv zu rekrutieren.